Bahnhofstraße 25 | Manfred Scheuer (1893–1983) und Sofie Scheuer geb. Landberger (1897–1974)

Manfred Scheuer
(Stadtarchiv Heilbronn)
Das Otto-Hirsch-Denkmal in Shavei Zion, Israel; 1965
(Stadtarchiv Heilbronn)
Das Otto-Hirsch-Denkmal in Shavei Zion, Israel; 1965
(Stadtarchiv Heilbronn)

Die Familie Scheuer führte eine Eisenhandlung in der Kleinen Bahngasse. Manfred Scheuer besuchte das Realgymnasium und legte 1911 das Abitur ab. Während des Ersten Weltkriegs war er Soldat und verlor vor Verdun ein Bein.

Nach Abschluss seines Jurastudiums trat Scheuer 1920 in eine der angesehensten Kanzleien in Heilbronn ein – Dr. Gumbel, Koch und Dr. Scheuer in der Kaiserstraße 12. Er engagierte sich im jüdischen Gemeindeleben, war 1925 bis 1934 Vorsteher der Gemeinde und schon früh von der zionistischen Idee überzeugt.

Im Jahr 1936 nahm eine Gruppe jüdischer Bürger aus Rexingen bei Horb Kontakt mit Dr. Manfred Scheuer auf, zu dieser Zeit Vorsitzender der Zionistischen Vereinigung Deutschlands in Württemberg. Er unterstützte sie in ihrem Vorhaben, als Gruppe nach Palästina zu emigrieren, und vermittelte Kontakte.

1937 wanderte Manfred Scheuer mit seiner Familie nach Palästina aus und suchte zusammen mit einer dreiköpfigen Kommission aus Rexingen eine geeignete Siedlungsstelle, wo am 13. April 1938 die Siedlung Shavei Zion gegründet wurde. Scheuer fungierte drei Jahrzehnte lang als Bürgermeister der Gemeinde.

Kurz nach der Ankunft der Gruppe notierte Scheuer in seinem Tagebuch: „Die Verpflegung ist fast noch Rexingerisch. Ziemlich viel, d.h. oft Fleisch. Es gibt Rexinger, die schleckig sind, oder besser, von ihren Gewohnheiten nicht lassen wollen, keinen Reis essen, keine Tomaten, geschweige denn Oliven.“

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Kontakte zwischen Shavei Zion und Deutschland geknüpft. Dr. Scheuer war bis ins hohe Alter hinein immer wieder in Heilbronn, viele Heilbronner immer wieder in Shavei Zion. Auch Bundespräsident Theodor Heuss besuchte das „schwäbische Dorf am Mittelmeer“.